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„In unserem Schwarzwaldstandort wird seit über einem Jahrhundert die Vorderwälderrasse gezüchtet. Für mich sind entscheidend die mittleren Maße und Gewichte der Tiere, denn dadurch sind sie bestens geeignet für den Weidegang. Natürlich weiß ich auch zu schätzen, dass neun meiner 51 Milchkühe zwischen acht und 12 Jahre alt sind. Die Doppelnutzung ist genügend verankert, so dass sich Bullenkälber gut für die Mast eignen (...).“ [Mathias Brugger; stellvertretender Vorsitzender des Vorderwälder-Rasseausschusses der RBW.]

„Ich bin begeistert von der Rasse, weil sechs meiner 27 Kühe älter als 10 Jahre sind (...). Meine Hinterwälder sind so robust, dass sie selten den Tierarzt sehen. Als Kraftfutter wird nur etwas Kleie zugekauft. Trotzdem liefern sie fast 3.000 kg Milch pro Jahr. Ich bin immer wieder begeistert, wie gut meine Hinterwälderherde die Hänge abweiden kann. Die geringe Größe der Rasse hat es mir besonders angetan. Das Fleisch meiner Ochsen ist wegen der Feinfaserigkeit sehr begehrt. Mit diesen Merkmalen eignet sich in unserer Region die Rasse bestens für Öko.“ [Benedikt Schmidt; Mitglied im Hinterwälder-Rasseausschuss der RBW.]

EIGENSCHAFTEN

Das Vorderwälderrind ist robust, anpassungsfähig und anspruchslos. Durch den mittelgroßen Körperbau und die festen, trittsicheren Klauen ist das Vorderwälderrind bestens für den Weidegang geeignet. Auch bei Biobetrieben ist das Vorderwälderrind beliebt. 21 % der baden-württembergischen Vorder- wälder Zuchtbetriebe wirt- schaften biologisch, das ist doppelt so viel wie bei den Fleckvieh- und Holstein- betrieben. Die Milchleistung unterscheidet sich zwischen biologischen und konventionellen Vorder- wälderkühen geringfügig mit nur 200 kg pro Kuh/Jahr (Differenz bei Fleckvieh: 1.600 kg Milch/Kuh/Jahr). Mit durchschnittlichen 6,8 Jahren und 4,1 Kalbungen haben Vorderwälderkühe eine hohe Lebensdauer - nur Hinter- wälderkühe werden in Baden-Württemberg durchschnittlich älter. Darüber hinaus besticht es mit seinem zarten und schmackhaften Fleisch.

EIGENSCHAFTEN

Das Hinterwälderrind zeichnet sich durch Qualität statt Quantität aus. Das Fleisch ist durch die kleineren Muskel- zellen sehr zart. Weil Hinter- wälder auch mit geringen Futterqualitäten gut zurecht- kommen, können mit ihnen selbst kargste Landschaften sinnvoll genutzt werden. Sie eignen sich für die Biomilch- oder Biofleischerzeugung vor allem wegen ihrer Weide- fähigkeit sowie wegen ihrer robusten und vitalen Art. Hinterwälder punkten durch Fruchtbarkeit, Gesundheit und Langlebigkeit. So wird eine Hinterwäldermilchkuh mit 7,8 Jahren und 5 Kalbungen älter als Milchkühe anderer Rassen (Ø 5,6 Jahre und 3,3 Kalbungen). Nur 1 % der Hinterwälder verlassen die Betriebe wegen Klauen- problemen (9 % bei anderen Rassen). Wegen „Unfrucht- barkeit“ scheidet nur jede zehnte Hinterwälderkuh aus dem Betrieb aus, aber jede vierte Kuh bei den anderen Rassen.

NUTZUNG

Früher war das Vorderwälderrind eine Dreinutzungsrasse. Heute werden etwa 20 % der Kühe als Mutterkühe zur Fleischproduktion und 80 % der Kühe für die Milch- und Fleischproduktion gehalten. Das Verhältnis ist damit umgekehrt wie bei den Hinterwäldern. Eine Milchleistung von 5.500 kg pro Kuh und Jahr mit einem Fettgehalt von 4,1 % und einem Eiweißgehalt von 3,35 % werden im Durchschnitt erzielt. Ein Bulle nimmt durchschnittlich täglich 1.100 g zu und besitzt ein Schlachtgewicht von rund 330 kg.

NUTZUNG

Wie das Vorderwälderrind war das Hinterwälderrind früher auch eine Dreinutzungsrasse. Heute werden 80 % der Kühe als Mutterkühe zur Fleischerzeugung und 20 % der Kühe für die Milch- und Fleischerzeugung gehalten. Im Durchschnitt gibt eine Kuh 3.200 kg Milch im Jahr mit einem Fettgehalt von 4,0 % und einem Eiweißgehalt von 3,4 %. Ein Bulle nimmt täglich 900 g zu und besitzt ein Schlachtgewicht von rund 270 kg.

ZUCHTGESCHICHTE

Wie das Hinterwälderrind soll auch das Vorderwälderrind vom Keltenrind abstammen. Aufgrund besserer Umweltbedingungen entwickelte sich das Vorderwälderrind jedoch zu einem größeren und schwereren Rind als das Hinterwälderrind. Die Entwicklung des Vorderwälders wurde im letzten Jahrhundert stark durch Einkreuzungen mit anderen Rinderrassen geprägt. Die erste Einkreuzungsphase war um 1890 mit der damaligen Schweizer „Moderasse“ Simmentaler. Durch den starken wirtschaftlichen Druck in Richtung Milchleistung wurden ab 1965 vier Ayrshirelinien aufgebaut, der Erfolg war nur mäßig. Deshalb wurden bereits Ende der 70er Jahre zur weiteren Leistungssteigerung fünf Red-Holstein-Bullen eingesetzt. Mitte der 90er Jahre wurden fünf Montbeliardbullen zur Inzuchtvermeidung eingekreuzt. Diese Maßnahme hat zu einer deutlichen Festigung der Rasse geführt. Das heutige Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den südlichen, den hohen und den mittleren Schwarzwald.

ZUCHTGESCHICHTE

Die kleinste Rinderrasse Mitteleuropas wird auch Araber oder Bonsai der Rinderrassen genannt. Das Hinterwälderrind stammt vermutlich vom Keltenrind ab. Als „Hirschvieh“ hat es sich in den kargen, steilen Südschwarzwaldlagen um den Feldberg und den Belchen als kleine Rinderpopulation entwickelt. Bis in die 70er Jahre wurde die Rasse kaum durch Kreuzungen mit anderen Rassen beeinflusst. Damit keine Inzucht entsteht, wurden kurzzeitig Hinterwälderkühe mit Vorderwälderbullen angepaart. Für eine genetische Vielfalt sorgen heute elf Linien. Im Jahr 2014 feierte die organisierte Zucht 125-jähriges Jubiläum.

EXTERIEUR

Vorderwälder sind mittelgroße Rinder, mit feingliedrigem Knochenbau. Ihr Kopf ist meist weiß und behornt. Die Fellfarbe ist gedeckt oder gescheckt und variiert zwischen dunkelroten bis roten Nuancen. Die Größe der Tiere wird stets bis zum Widerrist gemessen.

WUSSTEN SIE SCHON...?

Vorder- wie auch Hinterwälder zählen in Deutschland zu den 52 gefährdeten einheimischen Großtier-Nutztierrassen. Gefährdete Tierrassen werden über das baden-württembergische Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) gefördert. So liegen die Fördersätze bei Vorderwälder Rindern bei 100 €/Milchkuh und Zuchtbulle und 70 €/Mutterkuh, bei Hinterwälder Rindern bei 170 €/Milchkuh, 120 €/Mutterkuh und 250 €/Zuchtbulle. mehr


VORKOMMEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG

Grundlagen sind Zuchtbetriebe und Zuchttiere aus dem Jahr 2014
Anzahl Tiere
7.862
2.375
davon Milchkühe
5.951
427
davon Mutterkühe
1.661
1.838
davon Zuchtbullen
250
110
Anzahl Betriebe
497
234
Milchviehbetriebe
320 (67 öko)
32 (10 öko)
Mutterkuhbetriebe
177
202

EXTERIEUR

Hinterwälder sind auffallend klein, besitzen einen feingliedrigen Knochenbau und sind behornt. Die Fellfarbe variiert von ledergelb bis rot, meist sind sie gescheckt. Kopf und Beine sind meist weiß, es können aber auch Abzeichen vorkommen. Die Größe der Tiere wird stets bis zum Widerrist gemessen.

Quellen:


  • Jahresberichte 2014 des Landesverband Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. und der Rinderunion Baden-Württemberg e.V. (RBW)
  • Festschrift „Perlen des Schwarzwaldes“ zum 100-jährigen Jubiläum der Vorderwälderzucht
  • Versuchsberichte Nr. 3 – 1995, Nr. 2 – 1999, Nr. 1 – 2000 des Landwirtschaftlichen Zentrums
    für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZ BW)

  • Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland: http://tgrdeu.genres.de/gefaehrdung/index , (abgerufen am 20.04.2015)
  • GENRES Informationssystem Genetische Ressourcen: http://www.genres.de/haus-und-nutztiere/gefaehrdung/, (abgerufen am 22.04.2015)

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